Donnerstag, 1. Juli 2010

Einsatzalltag beim THW - Sperrung der Innenstadt

Sonntag, 27. Juni 2010, Gevelsberg

Der heutige Dienst beginnt um 9:30 Uhr, es sind gefühlte 27° C im Gerätehaus.
Die komplette Einsatzkleidung+Ausrüstung muss getragen bzw. mitgeführt werden.
Dazu gehören:
- MFA (Multifunktionsanzug)
- Haix SpecialFighter
- Handschuhe Seitz Tactical
- Draeger HPS 1000 Einsatzhelm
- Victorinox RescueTool
An solch warmen Tagen tragen wir natürlich nur die Einsatzhose, Stiefel und T-Shirt.
Die Fahrzeuge sind bereit. Die Fahrzeuge sind bereit? Nein. Das Bergeräumgerät hat einen defekten Reifen und muss gewechselt werden. Nach kurzer Zeit sind schließlich alle Fahrzeuge zur Abfahrt bereit, wir nehmen Kurs auf die Hauptwache des DRK Gevelsberg. Dort werden im Verlauf des Tages auch die ELW (Einsatzleitwagen) postiert. Jedes Jahr bietet uns das DRK ein reichhaltiges Frühstücksbuffet. Perfekte Versorgung, einen großen Dank an dieser Stelle!

11:30 Uhr, Antreten!
Der Einsatzleiter bespricht mit uns die Ziele des Einsatz und gibt die Aufteilung der Sperrpunkte bekannt. Ich teile mir mit meinem alten Schulfreund Michel den 2. Sperrposten auf der Umzugsstrecke. Ein 2-Meter-Funkgerät ist unsere Weltuntergangsversicherung.

12:00 Uhr, die Sperrung beginnt!
Es sind nicht einmal 5 Minuten vergangen, schon kriegen wir Besuch von verärgerten Autofahrern.
"Ich muss da vorne hin, ich hab jetzt Dienst"
"Tut mir Leid, die Hauptstraße ist für Fahrzeuge komplett gesperrt."
"Ich fahr da jetzt hin"
*Autsch*
Nicht jeder Autofahrer ist gelassen und nimmt die Situation hin. Der Mann von eben ist mir gegen mein Knie gerollt. Tut nicht weh, ich habe aber auch keine Lust auf eine Anzeige.
Also: "Sie fahren jetzt sofort zurück oder es dampft!"
Er fährt davon!



Mittlerweile fahren die ersten Umzugswagen zum Startpunkt, es wird etwas hektischer auf den Straßen. Die Polizei fährt Kontrollrunden, wir haben den nächsten Gast:
"Ich bin schwerbehindert, ich muss hier durch." "Haben Sie die grüne Durchfahrtsgenehmigung?" "Nein, ich bin schwerbehindert!" "Tut mir Leid, ich kann Sie nicht hier durchlassen. Sie können Ihren Zielort aber auch über die Umleitung hinter Ihnen erreichen, fahren Sie bitte dort entlang." "Nein, ich kann nicht rückwärts fahren. Dieser Weg ist der kürzere." "Sie fahren jetzt zurück!"
Die etwas ältere Frau setzt rückwärts, kann dies auch sehr gut. Bis zu dem Zeitpunkt als die Kupplung anfängt zu rauchen. Aber, es hat geklappt, sie fährt weiter.

Es wird immer lauter auf den Straßen, Michel und ich bemächtigen uns der ersten Essensration (Brötchen mit Frikadelle und Senf). Die Hitze brennt uns auf die Sanella, wir trinken literweise Wasser. Per Funk ordern wir Nachschub an Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 30. Kurz eingesprüht, das Gewissen beruhigt.

Unsere Kupplungs-Dame von eben steht plötzlich vor uns.
"Wer zahlt denn jetzt die Rechnung?"
Sie hat die Kupplung zerstört.
So Leid mir die Dame mit ihrem Anliegen tut, ich hätte sie auch gerne durchgelassen, aber die Straße wird nicht ohne Grund gesperrt. Wenn wir die Dame durchgelassen hätten und es wäre zu einem Unfall gekommen, oder sogar zu Personenschaden, hätte die Polizei bei den Ermittlungen gefragt woher sie denn gekommen sei. Also wieder einmal: Die Dame hat ihren Zielort erreicht und hat es auch noch geschafft uns bei einem weiten Fußmarsch ihren Ärger zu unterbreiten.
Mein Bauchgefühl war wieder goldrichtig!

Nach einer kleinen Ewigkeit ziehen die ersten Fußball-Fans vom Umzug ab, es wird ruhiger, auch wir bewegen uns zum nächsten Sperrpunkt und öffnen unseren. Mitten in der Stadt wird der große Verkehrsknotenpunkt abgesperrt um die großen Umzugswagen gegen den Vekehr aus der Stadt zu geleiten. Nach Erledigung der Aufgabe führen wir unsere Einsatzfahrzeuge und -kräfte auf einer großen, mehrspurigen Einbahnstraße zusammen und warten bis der Autocorso an uns vorbeigezogen ist. Ja, richtig: Deutschland hat 4:1 gegen England gewonnen. Zwischen Vuvuzelas, Autohupen und freudigen Fußballfans geht der lange Einsatztage dem Ende zu.

Ende Juli berichte ich weiter. Dann schreibe ich über den Einsatz auf der Autobahn zur Sicherung des Silllebens Ruhr2010.